Wenn Kennzahlen Ziel werden: Die Folgen für Politik und Wirtschaft

Ben Recht – Argmin Original ≈1 Min. Lesezeit
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In der Wirtschaft und Politik ist die Messung von Kennzahlen zentral. Doch sobald ein Indikator zu einem konkreten Ziel wird, ändert sich das Verhalten der Akteure grundlegend.

Das Phänomen ist in der Wirtschaftswissenschaft als Goodhart’sche Regel bekannt: „Wenn ein Maß zu einem Ziel wird, verliert es seine Aussagekraft.“ Sobald ein Ziel festgelegt ist, richten sich die Handlungen darauf aus, das Ziel zu erreichen, oft auf Kosten anderer wichtiger Faktoren.

Beispiele dafür finden sich überall: Zentralbanken verfolgen strikt die Inflationsrate, Regierungen setzen Wachstumsziele für das BIP, Schulen messen den Lernerfolg an Testnoten, Unternehmen streben nach Gewinnzielen. In jedem Fall entstehen Anreize, die das ursprüngliche Ziel zu manipulieren versuchen.

Die Konsequenzen sind vielfältig. Kurzfristige Zielerreichung kann zu Vernachlässigung langfristiger Risiken führen, qualitative Aspekte werden vernachlässigt, und es entstehen Spielräume für „gaming the system“, etwa durch Bilanzmanipulation oder das Vermeiden von Risiken.

Um diesen Effekten entgegenzuwirken, empfiehlt sich der Einsatz mehrerer Kennzahlen, die auf unterschiedlichen Dimensionen basieren, sowie ein Fokus auf die zugrunde liegenden Prozesse statt nur auf die Endergebnisse. Flexibilität und kontinuierliche Überprüfung der Zielsetzungen sind dabei entscheidend.

Die zentrale Lehre lautet: Kennzahlen sollten als Leitfaden dienen, nicht als starres Ziel. Nur so bleibt die Messung ein nützliches Instrument, das die gewünschten Ergebnisse fördert, ohne die Qualität der Entscheidungen zu untergraben.

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