Cyber Humanismus in der Bildung: KI stärkt Lernende als Akteure
Generative Künstliche Intelligenz (GenAI) verändert die Art und Weise, wie Wissen in der Bildung erzeugt und geprüft wird. Statt lediglich ein weiteres digitales Werkzeug hinzuzufügen, formen große Sprachmodelle Lesemuster, Schreibprozesse und Programmieraufgaben zu hybriden Mensch‑KI‑Workflows. Diese Entwicklung wirft Fragen zu epistemischer Automatisierung, kognitivem Offloading und der Entprofessionalisierung von Lehrkräften auf.
In diesem Kontext schlägt der Artikel den Ansatz „Cyber Humanismus in der Bildung“ vor, um die menschliche Handlungsfähigkeit in einer KI‑geprägten Lernlandschaft zurückzugewinnen. Er versteht KI‑gestützte Lernumgebungen als sozio‑technische Infrastrukturen, die gemeinsam von Menschen und Maschinen gestaltet werden. Lehrende und Lernende werden als epistemische Akteure und „algorithmische Bürger“ positioniert, die sowohl das Recht als auch die Verantwortung haben, diese Systeme mitzugestalten.
Der Rahmen basiert auf drei Säulen: reflexive Kompetenz, algorithmische Bürgerschaft und dialogisches Design. Diese Prinzipien werden mit internationalen digitalen und KI‑Kompetenzrahmen verknüpft, um eine praxisnahe Orientierung zu bieten.
Durch Fallstudien aus der Hochschulbildung – darunter prompt‑basiertes Lernen und eine neue Zertifizierung für „Conversational AI Educators“ im EPICT‑Ökosystem – wird gezeigt, wie diese Konzepte epistemische Autonomie stärken können. Gleichzeitig werden Spannungen hinsichtlich Arbeitsbelastung, Gerechtigkeit und Governance aufgezeigt.
Die Ergebnisse legen nahe, dass eine KI‑reiche, menschenzentrierte Bildung möglich ist, wenn Lehrende und Lernende aktiv in die Gestaltung eingebunden werden. Der Cyber Humanismus bietet dafür ein theoretisches und praktisches Fundament, das die Zukunft der Bildung nachhaltig beeinflussen könnte.