Spezialisten einst gefragt – heute gewinnen Generalisten dank KI
Tony Stoyanov, CTO und Mitgründer von EliseAI, erklärt, wie sich die Einstellung von Fachkräften in der Tech‑Industrie grundlegend gewandelt hat. In den 2010er Jahren suchten Unternehmen nach hochspezialisierten Talenten – Backend‑Ingenieure, Data Scientists oder Systemarchitekten – weil die Technologie damals langsam voranschritt und klare, vorhersehbare Grundlagen bot.
Mit dem Durchbruch von KI hat sich die Geschwindigkeit des technologischen Wandels dramatisch erhöht. Neue Technologien entstehen und reifen in weniger als einem Jahr, sodass es kaum noch möglich ist, jemanden zu finden, der seit fünf Jahren ausschließlich an KI‑Agenten arbeitet, weil die Technologie selbst noch nicht so lange existiert. Spezialisten mit langjähriger Erfahrung sind daher nicht mehr die alleinige Erfolgsfaktor.
Diejenigen, die heute wirklich durchstarten, sind Lernende, die sich rasch anpassen, eigenständig handeln und nicht auf Anweisungen warten. Diese Entwicklung ist besonders im Software Engineering sichtbar, wo die Komplexität der Aufgaben steigt, während die zugrunde liegenden Werkzeuge immer zugänglicher werden.
KI senkt die Einstiegshürde für komplexe technische Arbeiten, erhöht aber gleichzeitig die Erwartungen an echte Expertise. Laut McKinsey könnten bis 2030 bis zu 30 % der Arbeitsstunden in den USA automatisiert werden, was etwa 12 Millionen Arbeitskräfte dazu zwingt, ihre Rollen komplett zu verändern.
Stoyanov beobachtet in seinem Unternehmen, dass Entwickler, die nie Front‑End‑Code geschrieben haben, nun UIs erstellen, während Front‑End‑Entwickler in die Backend‑Arbeit wechseln. Die Technologie wird einfacher zu bedienen, doch die Probleme werden komplexer und erfordern ein breiteres, interdisziplinäres Verständnis.