KI macht Build vs Buy überflüssig – die Zukunft der Softwareentwicklung
Stellen Sie sich vor: Sie sitzen in einem Konferenzraum, mitten in einer Präsentation eines Softwareanbieters. Die Demo wirkt überzeugend, die Preisvorstellung passt zum Budget und der Zeitplan erscheint realistisch. Alle nicken zustimmend – Sie sind kurz davor, das Angebot zu unterschreiben. Plötzlich betritt ein Mitglied Ihres Finanzteams den Raum, blickt auf die Folien und runzelt die Stirn. Kurz darauf erhält er eine Slack-Nachricht: „Ich habe letzte Woche eine Version davon in Cursor erstellt. Zwei Stunden, keine Kosten.“
Der Empfänger hat nie eine Zeile JavaScript geschrieben, doch auf seinem Laptop präsentiert er ein funktionierendes Prototypen-Interface, das exakt das tut, was der Anbieter verspricht. Es ist nicht perfekt, aber es funktioniert und kostet nichts. Dieses Szenario zeigt, wie KI die traditionellen Annahmen über Softwareentwicklung erschüttert: Wer baut, wer kauft, und welche Kosten und Risiken damit verbunden sind.
Für Jahrzehnte war die Entscheidung „Build oder Buy“ klar strukturiert: Baut man etwas, das zentral für das Geschäftsmodell ist, investiert man in eigene Entwickler, Infrastruktur und langfristige Wartung. Kauft man hingegen, erhält man schnell einsatzbereite Lösungen, spart Zeit und erhält Support. Diese Logik beruhte auf der Tatsache, dass das Erstellen von Software teuer und zeitaufwendig war.
Heutzutage ermöglichen KI‑gestützte Tools wie Cursor, Copilot oder ähnliche Plattformen, dass auch Nicht‑Programmierer in wenigen Stunden funktionsfähige Prototypen erstellen können. Der Aufwand reduziert sich von Wochen oder Monaten auf Minuten, die Kosten sinken auf ein paar Stunden Arbeitszeit, und die Abhängigkeit von spezialisierten Ingenieuren nimmt ab. Unternehmen können Ideen sofort testen, iterieren und entscheiden, ob ein Produkt wirklich zum Kerngeschäft gehört – ohne die üblichen Hürden von Build‑Kosten und langfristiger Wartung.
Die Folge: Die klassische Build‑vs‑Buy‑Debatte verliert an Relevanz. KI macht es möglich, dass jede Abteilung – von Marketing über Vertrieb bis hin zu Finanzen – selbstständig Prototypen entwickelt, die später entweder intern weiterentwickelt oder von spezialisierten Teams übernommen werden können. Unternehmen, die diese Chance nutzen, gewinnen an Agilität, reduzieren Kosten und können schneller auf Marktveränderungen reagieren. KI hat das „Build vs Buy“-Dilemma praktisch ausgelöscht und eröffnet eine neue Ära der kollaborativen, datengetriebenen Produktentwicklung.