ML in der Gesundheitsforschung: Grundlegende Epidemiologie muss zuerst stimmen
Die Integration von Machine‑Learning‑Algorithmen und Big‑Data‑Analysen hat die medizinische Forschung in ein neues Zeitalter geführt. Diese hochentwickelten Werkzeuge versprechen bislang unerreichte Genauigkeit bei Diagnosen und Risikovorhersagen – doch ihre Wirksamkeit hängt entscheidend von der Qualität der zugrunde liegenden Daten und der Richtigkeit des statistischen Designs ab.
Eine aktuelle Fallstudie untersucht ein kürzlich veröffentlichtes Kohortenstudium zu Impfstoffen und psychiatrischen Ereignissen. Durch die Anwendung einfacher, etablierter deskriptiver Statistikmethoden und nationaler epidemiologischer Benchmarks wurden mehrere paradoxe Ergebnisse aufgedeckt. Dazu gehören ein unrealistisch niedriger Risikoreduktionseffekt für eine chronische Erkrankung in einer Hochrisikogruppe sowie widersprüchliche Inzidenzraten, die die berichteten Hazard Ratios eindeutig ungültig machen.
Die Analyse zeigt, dass die beobachteten Effekte mathematische Artefakte sind, die auf einer unkorrekten Selektion der Kohorte zurückzuführen sind. Komplexe ML‑Modelle verstärken solche methodischen Mängel, anstatt sie zu korrigieren, und führen so zu irreführenden oder widersprüchlichen Ergebnissen.
Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit, jede Gesundheitsstudie zunächst auf grundlegende epidemiologische Konsistenz zu prüfen. Nur wenn die Basis solide ist, können fortgeschrittene Analysen verlässlich eingesetzt werden.